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Verspielt Putin seine Macht? Darf man noch Puschkin lesen? Und wie korrupt ist die Ukraine heute noch? Alice Bota und Michael Thumann schreiben seit Jahrzehnten...
Wie ernst ist es Putin mit seinen nuklearen Drohungen?
Im November haben die Amerikaner der Ukraine erstmals erlaubt, mit ihren
ATACMS-Raketen militärische Ziele auch auf russischem Territorium
anzugreifen – zumindest im Süden Russlands, in der Region Kursk.
Wladimir Putin reagierte umgehend, ließ eine Rakete namens Oreschnik auf
die ukrainische Stadt Dnipro abschießen und schuf damit einen
Präzedenzfall. Diese Rakete fliegt zwar nicht so weit wie eine
Interkontinentalrakete, aber immer noch weiter als eine
Mittelstreckenrakete. Vor allem kann sie aber auch nuklear eingesetzt
werden.
In dieser "Ostcast"-Folge diskutieren Alice Bota und Michael Thumann,
welche Ziele Putin mit seinen Drohungen verfolgt. Sie gehen der Frage
nach, zu wem er eigentlich spricht, wenn er den Einsatz nuklearer Waffen
anbringt – und warum allein das Reden darüber so ungeheuer gefährlich
ist.
Alle drei Wochen sprechen wir im "Ostcast" über Politik und Gesellschaft
der osteuropäischen Länder. Alice Bota berichtet von ihren Gesprächen
und Erfahrungen in Osteuropa, Michael Thumann erzählt von seinen
Begegnungen und Reisen in Russland und den Nachbarländern.
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41:54
Donald Trump als Hoffnungsträger?
Was ging für ein Schock durch die Welt, als in den Morgenstunden des 6.
Novembers sich abzeichnete: Donald Trump ist der Gewinner der US-Wahlen.
Er wird die kommenden Jahre das mächtigste Land der Welt regieren – mit
weitreichenden Folgen für die ganze Welt, auch für Osteuropa – bekannt
ist Trumps Ankündigung, binnen 24 Stunden den Krieg zu beenden.
Doch kaum war das Wahlergebnis bekannt, überschlugen sich die
Gratulanten mit Glückwünschen: Armeniens Regierungschef gratulierte
voller Anerkennung und Zuversicht – genauso wie sein Gegner, der
aserbaidschanische Präsident. Die belarussische Oppositionsführerin im
Exil kündigte an, sie freue sich auf die Zusammenarbeit mit Donald
Trump, und der belarussische Diktator ließ sich ebenfalls nicht bitte.
Plötzlich waren sich selbst die Gegner ganz nah. Vor allem aber legte
sich der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ins Zeug: Gerade zu
euphorisch begrüßte er Trumps Wahlsieg und das erste Telefonat mit ihm.
Ist das alles diplomatische Heuchelei oder steckt mehr dahinter? Hofft
man in Osteuropa gar nach Joe Biden auf eine Präsidentschaft Trump? Ist
Trumps Unberechenbarkeit nicht nur eine Gefahr, sondern womöglich eine
Chance für diese Länder? Und was, wenn nicht? Wird Trump Ukraines
Schicksal besiegeln? Über all diese Fragen diskutieren Michael Thumann
und Alice Bota in dieser Folge des Ostcasts. Sie erklären, was getrost
als diplomatische Heuchelei gelten kann – und warum dennoch jemand, der
so unberechenbar ist wie Trump, für manche in Osteuropa ein Grund zur
sehr vorsichtigen Hoffnung ist.
Alle drei Wochen sprechen wir im Ostcast über Politik und Gesellschaft
der osteuropäischen Länder. Alice Bota berichtet von ihren Gesprächen
und Erfahrungen in Osteuropa, Michael Thumann erzählt von seinen
Begegnungen und Reisen in Russland und den Nachbarländern.
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37:23
Das bleibt von Alexej Nawalny
Julija Nawalnaja wollte immer die Frau eines Politikers sein und keine
Politikerin. Nun ist sie eine geworden, musste eine werden, nachdem ihr
Mann Alexej Nawalny am 16. Februar in der Strafkolonie Polarwolf in der
Arktis getötet wurde. Sie nahm sich vor, sein Werk weiterzuführen. Nicht
aufzugeben. Keine Angst vor dem russischen Regime zu haben.
In einem Gespräch mit der ZEIT sprach Julija Nawalnaja mit Alice Bota
und Michael Thumann erstmals in Deutschland ausführlich über ihre Ehe,
ihre Kinder – und über Alexej Nawalnys Erbe, sein Buch "Patriot. Meine
Geschichte", das nun beim S. Fischer Verlag erschienen ist. Sie
diskutierten mit Nawalnaja auch über politische Themen wie den
russischen Krieg gegen die Ukraine, ein Russland nach Wladimir Putin und
ob es überhaupt möglich sein kann, eine russische Politikerin im Ausland
zu sein. Ihr Mann hatte nicht daran geglaubt, im Exil arbeiten zu
können. Er wollte immer ein Politiker in Russland sein, um jeden Preis.
Die Rückkehr in seine Heimat hat er mit dem Leben bezahlt. Würde Julija
Nawalnaja nun nach Russland zurückkehren, würde sie sofort verhaftet
werden – ihr wird Terrorismus und Extremismus vorgeworfen, mit diesen
vernichtenden Schlagworten wird nun alles, womit Alexej Nawalny zu tun
hatte, in Russland gebrandmarkt und bestraft.
All diese Fragen diskutieren Alice Bota und Michael Thumann in der neuen
Folge des "Ostcasts": Was bleibt von Alexej Nawalny? Wie ist Julija
Nawalnajas Verhältnis zu der russischen Exilopposition? Warum ruft
Nawalnaja wie zuvor ihr Mann in der Ukraine so viel Misstrauen hervor,
ist es gerechtfertigt? Und kann Julija Nawalnaja tatsächlich das Werk
ihres Mannes weiterführen, der ein politisches Ausnahmetalent war und
von Putin gefürchtet wurde?
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39:40
Wo ist Maria?
Maria Kolesnikowa ist auch in Deutschland bekannt: Sie hat lange in
Stuttgart als Musikerin gelebt, bis sie sich entschied, nach Belarus
zurückzugehen, um im Präsidentschaftswahlkampf 2020 aktiv zu werden.
Nach der massiven Fälschung der Wahl flohen alle ihre Mitstreiterinnen
ins Ausland. Kolesnikowa aber blieb und wurde zu elf Jahren Straflager
verurteilt – unschuldig. Seit anderthalb Jahren ist sie spurlos
verschwunden, so wie fast ein Dutzend anderer prominenter
Oppositionspolitiker. Es gibt nur Gerüchte: dass sie schwer krank ist,
dass man sie gezielt im Lager aushungern lässt, dass man sie brechen
will und Briefe an sie vor ihren Augen zerreißt. So wie ihr geht es
vielen anderen. Nun hat der Diktator Alexander Lukaschenko einige
politische Gefangene freigelassen. Will der Herrscher Signale der
Öffnung aussenden? Könnten demnächst weitere Gefangene freikommen? Auch
Maria Kolesnikowa?
Alice Bota und Michael Thumann sprechen im neuen "Ostcast" über die
Situation der politischen Gefangenen in Belarus, über die Straflager und
die Quälerei, über Lukaschenkos Verhandlungsgeschick auf internationaler
Bühne sowie darüber, ob er tatsächlich Signale der Öffnung aussendet
oder nur blufft. Und welche Folgen es haben könnte, wenn sich die
Europäer darauf einließen.
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42:08
Alles für die Freiheit
Im August nahmen französische Behörden den Chef des Messengerdienstes
Telegram fest und ließen ihn kurz darauf unter der Auflage frei, dass er
Frankreich nicht verlassen dürfe. Gegen Pawel Durow wird wegen
Mittäterschaft beim Drogenhandel, Bandenkriminalität, Terroranstiftung
und möglichem Kindesmissbrauch ermittelt: Diese Verbrechen hatten Täter
über Telegram vorbereitet, Durow aber hat nicht mit den
Ermittlungsbehörden kooperiert. Nun hat die russische Staatspropaganda
Pawel Durow, der sich vor Jahren ins Exil abgesetzt hat, als
Freiheitshelden entdeckt und spielt ihn gegen den Westen aus. Und Moskau
jubelt, dass der Westen die freie Meinung bekämpft, sobald sie ihm nicht
passt.
Alice Bota und Michael Thumann sprechen im neuen Ostcast über Telegram
und die Grenzen der Freiheit im Netz. Über Pawel Durow, seine Vorbilder
und sein ultralibertäres Weltbild. Und über die komplizierte Geschichte,
die Durow mit der russischen Regierung verbindet. Mehrfach versuchten
russische Dienste, an die Daten und Inhalte des Messengerdienstes zu
kommen. Durow behauptet, er habe das stets abgelehnt und deshalb das
Land verlassen. Und doch war er nicht ganz ehrlich. Seine Verbindungen
zum russischen Regime reichen tiefer, als er es zugibt.
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Verspielt Putin seine Macht? Darf man noch Puschkin lesen? Und wie korrupt ist die Ukraine heute noch? Alice Bota und Michael Thumann schreiben seit Jahrzehnten für DIE ZEIT über Osteuropa – und in diesem Podcast sprechen sie darüber. Über Freude und Abscheu beim Berichten über die Region. Über den Krieg, aber auch über das Leben, die kleinen Freiheiten und die großen russischen Gefängnisse – und über Berlin als neue Hauptstadt des Exils.
Alice Bota, geboren Ende 1979 in Polen, ist seit 2007 außenpolitische Redakteurin der ZEIT, war 2009 das erste Mal in der Ukraine und hat von 2015 bis Ende 2020 als Korrespondentin der ZEIT aus Moskau berichtet.
Michael Thumann, geboren Ende 1962, ist seit 1992 bei der ZEIT, war schon als Student in der Sowjetunion, berichtete als ZEIT-Korrespondent aus Russland und seinen Nachbarländern von 1996 bis 2001, 2014/15 – und seit 2021 wieder vom Standort Moskau.
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