Zwischen Küchenputz und den größten Bühnen der Welt – im Gespräch mit dem Ausnahmemusiker Abel Selaocoe
Alle Welt findet ihn gerade megatoll. Aber abheben deswegen? Dagegen weiß der junge Klassik-Star Abel Selaocoe ein probates Mittel: Zuhause den Küchenfußboden putzen. Das sorgt für Erdung, es reguliert Körper, Geist und Seele, und es ist klug. Denn all das Adrenalin und Endorphin, ausgelöst vom Musikmachen vor Leuten, die sich vor Jubel kaum einkriegen, kann einen Menschen ganz schön durcheinanderbringen.
Tickets für Abel Selaocoes Konzert in der Elbphilharmonie am 27. Oktober.
Im Podcast mit der Elbphilharmonie erzählt Abel Selaocoe, der charismatische Cellist und Sänger aus Südafrika mit Wohnsitz Manchester, auch über das Singen, über seine 15 Monate alte Tochter und wie ganz anders sie aufwächst als er. Er spricht über seine Eltern, die noch in demselben Township leben, in dem er groß geworden ist, und über die allgegenwärtige Klangkulisse dort, wo die Behausungen dünne Wände haben und man alles hört. Natürlich geht es auch um seinen acht Jahre älteren Bruder Sammy, dem er so ziemlich alles verdankt, was seine musikalische Entwicklung betrifft.
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Dirigentin statt Spionin – Elim Chan im Gespräch
»Es war, als hätte ein Blitz in meinen Kopf eingeschlagen. Ich wusste plötzlich, dass es das ist, was ich tun will«, erzählt die Dirigentin Elim Chan im »Elbphilharmonie Talk«. Selbstironisch und voller persönlicher Anekdoten spricht sie über ihren Werdegang, über nicht ganz unpraktische Vorurteile, Tai-Chi und besondere Herausforderungen am Dirigierpult. Sie erklärt, warum sie manchmal lieber ohne Stab dirigiert, und erzählt, wie Pultlegende Bernard Haitink sie mal aus der Reserve lockte.
1986 in Hongkong geboren, erhielt Elim Chan ihre musikalische Ausbildung vor allem in den USA. Nach einem ziemlichen Senkrechtstart in ihre Welt-Karriere steht sie heute am Pult von internationalen Top-Orchestern, voranging in Europa und Nordamerika. In der Elbphilharmonie war sie bereits mehrfach zu Gast, im April 2025 feierte sie ihr Debüt beim NDR Elbphilharmonie Orchester.
Hier könnt ihr Elim Chan im Konzert erleben. Am 21.8.2025 mit dem
Concertgebouworkest Young und der Cellistin Julia Hagen.
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Sie kennt keine Genregrenzen – die junge Trompeterin Lucienne Renaudin Vary
Die erfolgreiche junge Trompeterin über ihre Liebe zu Klassik und Jazz, ihre Vorbilder und ihre französische Heimat.
Lucienne spielt am 14. Februar 2026 in der Elbphilharmonie
Weitere Infos über den Elbphilharmonie Talk
Bei der Trompeterin Lucienne Renaudin Vary kommen Töne, Linien, Melodien mit einer Schwerelosigkeit daher, als spiele sie Blockflöte. »Die Trompete ist ein wunderbares und ursprüngliches Instrument«, meint die junge Französin. Ihre Virtuosität spielt die stets barfüßig auftretende Musikerin mit ebenso beneidenswerter wie unnachahmlicher Gelassenheit aus. Und dann ist sie auch noch so eigensinnig, sich in ihrem Repertoire ganz und gar nicht zu beschränken. Klar, Barock und Klassik sind gesetzt für Trompeter:innen, aber auch der Jazz ist für Lucienne Renaudin Vary viel mehr als ein Flirt. Sie stellt ihn gleichberechtigt neben die Klassik, spielt liebend gern Musik von Gershwin, Sidney Bechet oder Astor Piazzolla. Sie improvisiert in der Tradition des Swing und unterhält sogar ein eigenes Quintett.
Im »Elbphilharmonie Talk« preist sie die Schönheiten ihrer Heimatstadt Le Mans, einer kleinen Stadt 200 Kilometer südwestlich von Paris. Sie spricht über ihre Liebe zum Meer und zu Frankreich. Und Lucienne Renaudin Vary bekennt freimütig, dass sie die Schuhschachtel als Konzertsaal-Form besser findet als rundbespielte Konzerthäuser wie den Großen Saal der Elbphilharmonie, in dem sie indes schon bei mehr als einem Dutzend Konzerte mitgewirkt hat. Ihr Lieblingstrompeter? Weder Louis Armstrong noch Miles Davis. Ihr Herz und ihr Ohr gehören dem Westcoast-Beau Chet Baker, dem gefallenen Engel des Jazz.
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Über verpasste Chancen und Fusion-Sounds mit Residenzkünstler Kian Soltani
Wenn beim Musikmachen Präzision auf Leidenschaft trifft und Sendungsbewusstsein auf Strahlkraft, dann stehen die Chancen für eine Solistenkarriere schon mal ziemlich gut. Bei dem jungen Cellisten Kian Soltani spielen diese Eigenschaften auf ideale Weise ineinander. Wer ihn auf der Bühne erlebt, hört und sieht einen Interpreten voller Hingabe ans Werk, an die Mitspieler und ans Publikum. Als Portrait-Künstler gestaltet Kian Soltani in der Saison 2025/26 gleich eine ganze Reihe an Konzerten in Hamburg.
Im »Elbphilharmonie Talk« geht es um Flexibilität und Eigensinn, um die Spuren der iranischen Herkunft seiner Eltern, die schon vor Jahrzehnten nach Österreich übersiedelten, und um den Einfluss seines Lehrers Ivan Monighetti auf die Entwicklung seiner eigenen Künstlerpersönlichkeit. Soltani, bekennender Fan von Filmmusik im Cinemascope-Format, schwärmt von seiner während der Pandemie gemachten Erfahrung, als Solist mithilfe des Multiplays orchestrale Welten zu erschaffen, und wie sich die so gewonnene Musik auf der Bühne angemessen reproduzieren lässt (Spoiler: nur mit sehr viel technischem Aufwand). Er erzählt, wie sich die unterschiedlichen Tonsysteme in der iranischen Musik und der des Westens übereinbringen lassen, und was sein Vater damit zu tun hat. Und neben vielem anderen berichtet er auch vom größten Versäumnis seines Lebens, das zwar schon viele Jahre zurückliegt, aber immer noch an ihm nagt.
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47:14
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Über Heimat und Heavy Rock – im Gespräch mit Souad Massi
Sonnengeflutet klingt die Musik, die die algerisch-französische Sängerin und Gitarristin Souad Massi mit ihrem Quintett spielt. Die Singer-Songwriterin gilt als Tracy Chapman Algeriens – sie selbst ist eher zurückhaltend, nie auf Glamour bedacht. Im Podcast erinnert sie sich an ihre Anfänge und ihren Auftritt in Hmaburg vor vielen Jahren. Sie erzählt von ihrer Familie, ihrer ungebrochenen Liebe zum Heavy Rock, den Aufnahmen zu ihrem Album »Sequana« und dem neuen, an dem sie gerade arbeitet – wiederum mit dem Produzenten Justin Adams, der auch schon Platten der Wüsten-Band Tinariwen oder der Led-Zeppelin-Legende Robert Plant produziert hat.
Als junge Frau ging Souad Massi fort aus Algerien, nach Frankreich, mit den Jahren wächst das Heimweh. Die Sehnsucht nach dem, was sie hinter sich lassen musste, um in Freiheit zu leben, schwingt im Klang ihrer Stimme mit. Dabei ist sie eine ebenso weltoffene wie weltgewandte Künstlerin, die in ihrem Werk eine unverwechselbare Handschrift gefunden hat. Mediterrane Musikstile, Brasilianisches, Rock und Jazz bestimmen in wechselnden Gewichtsanteilen ihre Songs.
Im März 2025 brachte Souad Massi Songs ihres Albums »Sequana« im Großen Saal auf die Bühne. Dieses Konzert wurde als Livestream übertragen.