»Es war, als hätte ein Blitz in meinen Kopf eingeschlagen. Ich wusste plötzlich, dass es das ist, was ich tun will«, erzählt die Dirigentin Elim Chan im »Elbphilharmonie Talk«. Selbstironisch und voller persönlicher Anekdoten spricht sie über ihren Werdegang, über nicht ganz unpraktische Vorurteile, Tai-Chi und besondere Herausforderungen am Dirigierpult. Sie erklärt, warum sie manchmal lieber ohne Stab dirigiert, und erzählt, wie Pultlegende Bernard Haitink sie mal aus der Reserve lockte.
1986 in Hongkong geboren, erhielt Elim Chan ihre musikalische Ausbildung vor allem in den USA. Nach einem ziemlichen Senkrechtstart in ihre Welt-Karriere steht sie heute am Pult von internationalen Top-Orchestern, voranging in Europa und Nordamerika. In der Elbphilharmonie war sie bereits mehrfach zu Gast, im April 2025 feierte sie ihr Debüt beim NDR Elbphilharmonie Orchester.
Hier könnt ihr Elim Chan im Konzert erleben. Am 21.8.2025 mit dem
Concertgebouworkest Young und der Cellistin Julia Hagen.
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Sie kennt keine Genregrenzen – die junge Trompeterin Lucienne Renaudin Vary
Die erfolgreiche junge Trompeterin über ihre Liebe zu Klassik und Jazz, ihre Vorbilder und ihre französische Heimat.
Lucienne spielt am 14. Februar 2026 in der Elbphilharmonie
Weitere Infos über den Elbphilharmonie Talk
Bei der Trompeterin Lucienne Renaudin Vary kommen Töne, Linien, Melodien mit einer Schwerelosigkeit daher, als spiele sie Blockflöte. »Die Trompete ist ein wunderbares und ursprüngliches Instrument«, meint die junge Französin. Ihre Virtuosität spielt die stets barfüßig auftretende Musikerin mit ebenso beneidenswerter wie unnachahmlicher Gelassenheit aus. Und dann ist sie auch noch so eigensinnig, sich in ihrem Repertoire ganz und gar nicht zu beschränken. Klar, Barock und Klassik sind gesetzt für Trompeter:innen, aber auch der Jazz ist für Lucienne Renaudin Vary viel mehr als ein Flirt. Sie stellt ihn gleichberechtigt neben die Klassik, spielt liebend gern Musik von Gershwin, Sidney Bechet oder Astor Piazzolla. Sie improvisiert in der Tradition des Swing und unterhält sogar ein eigenes Quintett.
Im »Elbphilharmonie Talk« preist sie die Schönheiten ihrer Heimatstadt Le Mans, einer kleinen Stadt 200 Kilometer südwestlich von Paris. Sie spricht über ihre Liebe zum Meer und zu Frankreich. Und Lucienne Renaudin Vary bekennt freimütig, dass sie die Schuhschachtel als Konzertsaal-Form besser findet als rundbespielte Konzerthäuser wie den Großen Saal der Elbphilharmonie, in dem sie indes schon bei mehr als einem Dutzend Konzerte mitgewirkt hat. Ihr Lieblingstrompeter? Weder Louis Armstrong noch Miles Davis. Ihr Herz und ihr Ohr gehören dem Westcoast-Beau Chet Baker, dem gefallenen Engel des Jazz.
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Über verpasste Chancen und Fusion-Sounds mit Residenzkünstler Kian Soltani
Wenn beim Musikmachen Präzision auf Leidenschaft trifft und Sendungsbewusstsein auf Strahlkraft, dann stehen die Chancen für eine Solistenkarriere schon mal ziemlich gut. Bei dem jungen Cellisten Kian Soltani spielen diese Eigenschaften auf ideale Weise ineinander. Wer ihn auf der Bühne erlebt, hört und sieht einen Interpreten voller Hingabe ans Werk, an die Mitspieler und ans Publikum. Als Portrait-Künstler gestaltet Kian Soltani in der Saison 2025/26 gleich eine ganze Reihe an Konzerten in Hamburg.
Im »Elbphilharmonie Talk« geht es um Flexibilität und Eigensinn, um die Spuren der iranischen Herkunft seiner Eltern, die schon vor Jahrzehnten nach Österreich übersiedelten, und um den Einfluss seines Lehrers Ivan Monighetti auf die Entwicklung seiner eigenen Künstlerpersönlichkeit. Soltani, bekennender Fan von Filmmusik im Cinemascope-Format, schwärmt von seiner während der Pandemie gemachten Erfahrung, als Solist mithilfe des Multiplays orchestrale Welten zu erschaffen, und wie sich die so gewonnene Musik auf der Bühne angemessen reproduzieren lässt (Spoiler: nur mit sehr viel technischem Aufwand). Er erzählt, wie sich die unterschiedlichen Tonsysteme in der iranischen Musik und der des Westens übereinbringen lassen, und was sein Vater damit zu tun hat. Und neben vielem anderen berichtet er auch vom größten Versäumnis seines Lebens, das zwar schon viele Jahre zurückliegt, aber immer noch an ihm nagt.
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Über Heimat und Heavy Rock – im Gespräch mit Souad Massi
Sonnengeflutet klingt die Musik, die die algerisch-französische Sängerin und Gitarristin Souad Massi mit ihrem Quintett spielt. Die Singer-Songwriterin gilt als Tracy Chapman Algeriens – sie selbst ist eher zurückhaltend, nie auf Glamour bedacht. Im Podcast erinnert sie sich an ihre Anfänge und ihren Auftritt in Hmaburg vor vielen Jahren. Sie erzählt von ihrer Familie, ihrer ungebrochenen Liebe zum Heavy Rock, den Aufnahmen zu ihrem Album »Sequana« und dem neuen, an dem sie gerade arbeitet – wiederum mit dem Produzenten Justin Adams, der auch schon Platten der Wüsten-Band Tinariwen oder der Led-Zeppelin-Legende Robert Plant produziert hat.
Als junge Frau ging Souad Massi fort aus Algerien, nach Frankreich, mit den Jahren wächst das Heimweh. Die Sehnsucht nach dem, was sie hinter sich lassen musste, um in Freiheit zu leben, schwingt im Klang ihrer Stimme mit. Dabei ist sie eine ebenso weltoffene wie weltgewandte Künstlerin, die in ihrem Werk eine unverwechselbare Handschrift gefunden hat. Mediterrane Musikstile, Brasilianisches, Rock und Jazz bestimmen in wechselnden Gewichtsanteilen ihre Songs.
Im März 2025 brachte Souad Massi Songs ihres Albums »Sequana« im Großen Saal auf die Bühne. Dieses Konzert wurde als Livestream übertragen.
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21:55
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»Die Klänge aus der Welt heraus befreien« - Sophie Hunger über ihr Reflektor-Festival in der Elbphilharmonie
Drei Jahre hat sie nicht auf der Bühne gestanden. Nun beendet die wunderbare Schweizer Singer/Songwriterin Sophie Hunger, die in der Zwischenzeit zwei Kinder geboren und einen sehr bemerkenswerten Roman geschrieben hat, schlagartig ihre lange Abstinenz vom Rampenlicht. Und zwar in einer ziemlich auffälligen und berühmten Location und als Kuratorin eines viertägigen Festivals, das ihren Namen trägt: beim »Reflektor Sophie Hunger« in der Elbphilharmonie.
Zwei Wochen vor dem Start erzählt die redegewandte und ungemein warmherzige Künstlerin im »Elbphilharmonie Talk« darüber, wie es ist, zurückzukehren nach so langer Zeit. Über jeden einzelnen Gast des von ihr kuratierten Festivals spricht sie mit so viel Respekt und Liebe, dass ihre Vorfreude noch das trägste Gemüt in Wallung versetzen müsste. Sie gibt auch Auskunft über die unglamourösen Entstehungsbedingungen ihres Buchs, das den Titel eines ihrer Songs vom Debütalbum »1983« trägt und aus dem sie am letzten Tag ihres Festivals gleich zweimal vor vollbesetztem Kleinen Saal lesen und dazu musizieren wird: »Walzer für Niemand«.
Schon aus dem Klang ihrer Sprechstimme wird spürbar, was für eine beseelte und schöpferische Person diese Sängerin, Gitarristin und Textdichterin ist, die in so vielen Sprachen singt. Sophie Hunger erscheint als eine glückliche Künstlerin, die ihr Glück in aller Bescheidenheit durchaus zu fassen vermag.