Die „Speisung der Fünftausend“ lässt sich auch als eine Gegengeschichte zum Bankett des Herodes lesen, an dem Johannes der Täufer ermordet wurde. Bei Herodes herrschte Überfluss, während draußen die Menschenmengen hungerten. Die Herrschenden, die sich gerne als „Hirten“ bezeichnen ließen, gaben ihnen weder Schutz noch Nahrung. In dieser Folge zeigen Luzia Sutter Rehmann und Ulrike Metternich: Dass die verstörte Menge nicht auseinanderläuft, sondern sich von Jesus ermutigen lässt, zusammenzuhalten und an ihrer Menschlichkeit festzuhalten, ist das eigentliche Wunder.
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Thekla, Paulus und die Rolle der Frauen
Die Akten der Thekla und des Paulus spiegeln einen Konflikt wider, der in den christlichen Kirchen bis heute nicht gelöst ist: Wie steht es um die volle Gleichberechtigung der Frauen? Die kleine Schrift aus dem 2. Jahrhundert erzählt von der Begeisterung, mit der Thekla, eine junge Frau, die befreiende Predigt des Paulus hört und aus allen ihr zugeschriebenen Rollen ausbricht, um selbst zu lehren. Damit setzt sie ihr Leben aufs Spiel. Während Tekla starke Unterstützung von anderen Frauen erfährt, verhält sich Paulus ihr gegenüber ambivalent. Luzia Sutter Rehmann und Ulrike Metternich beleuchten, was an dieser Geschichte einer selbständig lehrenden Frau bis heute fasziniert und irritiert.
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Pharisäer*innen?!
Wer waren eigentlich die Pharisäer, von denen in denen im Neuen Testament so oft die Rede ist? Waren Sie wirklich Gegner Jesu? Oder waren es gerade sie, die sich zutiefst für seine Lehre interessierten, ja ihn regelmäßig einluden? Und gab es auch Pharisäerinnen? Diesen Fragen gehen Ulrike Metternich und Luzia Sutter Rehmann in dieser Folge nach. Auch der Apostel Paulus war ein Pharisäer; anhand seiner Briefe lässt sich einiges über diese lebendige Diskussionsgemeinschaft erfahren. Und immer wieder tauchen Frauen auf: Die pharisäische Alltags- und Lernpraxis war ohne sie nicht denkbar. Einige ihrer Namen sind bis heute bekannt. Und mit ihnen verändert sich auch unser Bild der Pharisäer*innen.
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Gekrümmt und aufgerichtet
Eine Frau sitzt in sich zusammengesunken in der Synagoge. Jesus hilft ihr, sich wieder aufzurichten. Luzia Sutter Rehmann und Ulrike Metternich legen neben diese Geschichte aus dem Lukas-Evangelium (Lk 13,10-17) eine römische Münze, auf der ebenfalls eine Frau in gekrümmter Haltung sitzt. Die Münze preist den Sieg Roms über Jerusalem im Jahr 70 n. Chr. Im Gespräch wird klar, dass die Aufrichtung der Frau als Einspruch gegen die Sicht der Sieger zu lesen ist: Die Bevölkerung wird sich erheben, sie wird sich aufrichten und frei werden! Eine Tochter Abrahams wird niemals gekrümmt und im Staub sitzen bleiben.
Mit dieser Folge geht der Podcast in die Sommerpause.
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Augäpfelchen – Jairus' Tochter
Ein Mädchen legt sich hin, verstummt und stirbt. Warum? Was hat das Kind? Sein Vater rennt durch die Gassen und drängt sich durch die Volksmenge zu Jesus. Den fleht er an, seine Tochter zu retten, damit sie lebe. Luzia Sutter Rehmann und Ulrike Metternich vergleichen das Schicksal des zwölfjährigen Mädchens aus Markus 5 mit den vom Krieg traumatisierten Kindern unserer Tage. Dabei entdecken sie, dass es um viel mehr geht als um eine individuelle Heilung: Es geht um die Verwandlung der Welt, damit die nächste Generation eine Zukunft hat.
Passen Feminismus und Bibel zusammen? Auf jeden Fall, sagen die Theologinnen Luzia Sutter Rehmann und Ulrike Metternich. Sie ordnen biblische Texte mit feministisch und sozialgeschichtlich geschultem Blick neu ein. Sie hinterfragen tradierte Lesarten und interpretieren die biblischen Geschichten ungewohnt – nämlich politisch und zugleich spirituell. Sie lesen die Bibel als ein Buch der Beziehungen, auf der Suche nach Heilwerden, Gerechtigkeit und Frieden. Und sie verbinden diese Suche mit den Fragen der Gegenwart.
Ulrike Metternich und Luzia Sutter Rehmann engagieren sich als Bibelwissenschaftlerinnen seit rund 30 Jahren für eine feministische Theologie. Ulrike Metternich leitete als Projektstudienleiterin an der Evangelischen Akademie zu Berlin 16 Jahre lang die Feministische befreiungstheologische Sommerakademie. Luzia Sutter Rehmann ist Professorin für Neues Testament an der Universität Basel, hat mehrere Bücher veröffentlicht und für die Bibel in gerechter Sprache das Lukas-Evangelium neu übersetzt.
www.eaberlin.de/feministische-bibelgespraeche