Philsen ist nicht nur einer der erfolgreichsten Musikproduzenten Deutschlands, sondern auch der Produzent unserer beiden letzten Alben.
Nachdem wir mit unserer neuen Platte auf Platz 1 der Charts gelandet sind und immer mehr Leute uns schreiben, wie sehr sie das Album lieben, war klar: Unser Produzent ist der perfekte nächste Gast.
Philsen wurde am 2. September 1979 in Lübeck geboren. Die ersten Jahre seines Lebens verbrachte er in einem niedersächsischen Dorf in der Nähe von Hameln. Nachdem er mehrmals sitzen geblieben war und lieber kiffte als lernte, schmiss er mit 18 die Schule. Er begann eine Tischlerlehre, landete dann aber eher zufällig in einem Hamburger Musikstudio. Dort war er zunächst Praktikant – holte nachts Gummibärchen für Udo Lindenberg – und entdeckte dabei immer mehr seine Liebe zur Musikproduktion.
Ob 50 Cent oder Rosenstolz: In dem Studio gingen die unterschiedlichsten Künstlerinnen und Künstler ein und aus.
Dort entstand auch sein Wunsch, selbst Musikproduzent zu werden. Seinen Durchbruch feierte er als Co-Produzent und Mixer mit dem Song „Junge“ von Die Ärzte. In den Jahren danach arbeitete er als Produzent oder Mixer mit unzähligen Acts zusammen – darunter Marteria, Kraftklub, K.I.Z, Miss Platnum, Deichkind und viele mehr.
Zwischen Dauerrausch, Erfolg und Burnout hat Philsen so ziemlich alles mitgenommen. Und er war – wie gesagt – auch der Produzent unseres neuen Albums. Ein Mensch, der uns als Band sehr ans Herz gewachsen ist.
Heute haben wir uns mit ihm verabredet. Er lebt mit seiner Familie in einem brandenburgischen Dorf. In drei Wochen erscheint unsere neue Platte – höchste Zeit also, sich noch einmal zu treffen, zu quatschen, zu grillen. Und: uns gemeinsam von Jan Brenneisen, einem der besten Tätowierer Rostocks, ein „Wir kommen in Frieden“-Albumtattoo stechen zu lassen.
Während die anderen gerade unter der Nadel liegen oder am Grill stehen, haben wir uns entschieden, spontan eine neue Folge von „Weil’s jeden Tag brennt“ aufzunehmen. Darüber freue ich mich sehr und sage:
„Hallo Philsen, schön, dass du Bock auf dein erstes Mal im Podcast hast.“
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#10 Agnes - Tourmanagerin u.a. für Feine Sahne Fischfilet
„Ich habe Dinge mit euch erlebt, die so unfassbar verbinden. Das ist eine andere Art von Freundschaft.“
Mein heutiger Gast ist unsere Tourmanagerin Agnes Stamml, die Feine Sahne Fischfilet auch in diesem Sommer wieder begleiten wird. Agnes ist ständig unterwegs – seit über zehn Jahren arbeitet sie hauptberuflich mit zig verschiedenen Bands, Künstlerinnen und Künstlern. Vom Sprinter bis zum Nightliner, vom letzten Clubloch bis zur großen Arena – sie war schon überall.
Anfang 30, nie angestellt, zeitweise in London und Hamburg lebend, ist sie inzwischen wieder zurück in ihrer Heimatstadt München. Und immer, wenn ich erschöpft nach Hause komme und am liebsten erst mal mit niemandem mehr sprechen will, weil so viel los war, sehe ich in ihrer Story, dass sie scheinbar schon wieder in einen anderen Nightliner gebeamt wurde – und mit der nächsten Band unterwegs ist.
Und bald geht es auch bei uns endlich wieder auf Tour: Releaseshows, riesige Festivals – das volle Programm. „Mehr im Bus als zu Hause“ trifft auf sie noch öfter zu als auf uns. Umso mehr freue ich mich, dass sie extra zum Quatschen nach Rostock gekommen ist.
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#9 Hanka Gatter - Frau des Jahres und mit Leib und Seele Lehrerin
Mein heutiger Gast ist Hanka Gatter, und sie hat eine Menge zu erzählen. Hanka ist nach eigener Aussage „mit Leib und Seele Lehrerin“, arbeitet an der „Freien Schule“ in Güstrow und lebt mit ihrer Familie in der mecklenburgischen Kleinstadt Parchim. Im Jahr 2023 wurde sie vom Land Mecklenburg-Vorpommern als „Frau des Jahres“ geehrt. Hanka ist ein Mensch, der brennt – und das an tausend Ecken und Kanten.
Seit Jahren engagiert sie sich ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe, gründete 2015 zusammen mit anderen aus der Region den Verein „Netzwerk für Flüchtlinge, Demokratie und Toleranz Parchim e.V.“, organisiert Graffiti- und DJ-Workshops, Konzerte und vieles mehr.
„Wenn du sagst: Faschos standen vor deiner Haustür – wie lange ist das her?“
„Letztes Wochenende!“
Seit Jahren stehen wir als Feine Sahne im Kontakt mit Hanka. Sie hat uns zu den „Schule ohne Rassismus“-Paten ihrer Klasse gemacht, und durch sie durften wir auch schon einmal mit der legendären Metal-Band „The Flying Thunders“ zusammenspielen – einer Band, die aus ihren Schüler*innen besteht.
Für ihre ehrenamtliche Arbeit gibt es heute nur noch wenig Applaus: „Diese ganze Solidarität gibt es nicht mehr, sie ist ins Gegenteil umgeschlagen.“
Hanka macht trotzdem weiter. Warum? Das habe ich sie gefragt – und mir erzählen lassen, was ihr Kraft gibt, aber auch, was sie manchmal selbst zweifeln lässt.
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#8 FiNCH
Finch ist derzeit einer der erfolgreichsten Rapper Deutschlands. Erst vor wenigen Wochen hat er es mit seinem neuen Album erneut auf Platz 1 der Charts geschafft. Geboren in Frankfurt (Oder), aufgewachsen in Fürstenwalde und mittlerweile in Berlin lebend, wird er von den einen als „Rüpel-Rapper“ bezeichnet und von anderen als „ostdeutscher Hasselhoff“ gefeiert. Zum ersten Mal getroffen haben wir uns 2023, als ich einen Gastauftritt bei einem Berlinkonzert von Sido hatte und sind seitdem locker in Kontakt geblieben. Für unser kommendes Album haben wir gemeinsam einen Song namens "Manchmal finde ich dich scheisse" geschrieben. Wie kam es dazu? Hätten wir vor sechs oder sieben Jahren schon zusammen Musik gemacht oder eher keinen Bock auf eine Zusammenarbeit gehabt? Wir sprechen über unsere musikalische Jugend, über die Onkelz, den „Aufstand der Anständigen“, über Songtexte, die Finch verändert hat, und über ein Lied, das wir im letzten Sommer nicht mehr gespielt haben. Als wir uns das erste Mal verabredeten, um über eine mögliche Kollabo zu sprechen, hat es sofort gepasst. Eigentlich wollten wir nur eine Kleinigkeit essen, doch dann verquatschen wir uns in eine lange Unterhaltung, liefen durch die Straßen und sprangen von Thema zu Thema. Beim Abschied dachte ich: „Geil, das passt. Manchmal finde ich ihn bestimmt scheiße (genauso wie er mich), aber das Fundament stimmt.“ So sollte ein erstes Treffen ablaufen – fernab vom Musikrummel. Ich hatte Bock auf mehr. Und genau so fühlt sich diese Folge an. In diesem Sinne: Viel Spaß beim Hören!
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1:12:50
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#7 Lothar König – Pfarrer, Freund, Antifaschist
Folge 1 der zweiten Staffel von "Weils jeden Tag brennt“ – für mich eine ganz besondere. Es ist ein Gespräch mit Lothar König. Wir haben die Folge im Juni 2024 bei ihm zuhause in Jena aufgenommen. Vier Monate später, am 21. Oktober 2024, ist Lothar mit 70 Jahren verstorben. Lothar war eine der inspirierendsten Personen, die ich kennenlernen durfte. Pfarrer, Kritiker, Macher, Freund. Er legte sich mit dem DDR-Regime an, organisierte Proteste zur Wendezeit und wies auf den NSU hin, als niemand davon hören wollte. Er war Stadtjugendpfarrer, Kommunalpolitiker, Familienvater – und so viel mehr.
Er kämpfte nicht gegen etwas, sondern für etwas: für die Menschen. Wir haben gestritten, gelacht – vor allem war er ein Freund. Wenn es mir schlecht ging, war er da, dann klingelte mein Handy. Auf unserem neuen Album wird es ein Lied für ihn geben: "Eine rauchen wir noch". Er hat Musik geliebt. Und ich hoffe, er hört es irgendwo da oben. Ich weiß nicht, wann ich zuletzt so viel geweint habe, als jemand aus meinem Umfeld starb.
Als wir die Folge aufnahmen, redeten wir einfach drauf los. Eine normale Podcastfolge mit ihm? Unmöglich. Schon nach wenigen Minuten war klar: Mein Plan war hinfällig. Manchmal vergaßen wir völlig, dass wir aufnahmen. Eine Stunde hatte ich geplant – es wurde deutlich mehr.
Lange habe ich mit der Band und seiner Tochter Katharina überlegt, ob und wie wir diese Folge veröffentlichen. Anlässlich seines Geburtstags haben wir uns nun dazu entschieden. Stundenlang schnitten wir an der Folge. Herausgekommen ist eine Stunde voller Highlights. Immer wieder freute ich mich, seine Stimme zu hören. Vielleicht geht es euch genauso. Und für alle, die noch nie von Lothar gehört haben: Vielleicht ist diese Folge ein Anstoß, sich mit ihm zu beschäftigen. Es lohnt sich. Ich lege euch besonders den Film „König hört auf“ ans Herz.
In diesem Sinne:
Ich wünsche euch eine intensive Stunde mit Lothar und mir.
Auf dich, mein Freund. Auf das Leben!
Eine rauchen wir noch!
Über Weil´s jeden Tag brennt – mit Monchi von Feine Sahne Fischfilet
Lange Zeit habe ich überhaupt keine Podcasts gehört. Dann fand ich mich aber plötzlich selbst immer häufiger in solchen Formaten: Gespräche über mein Buch, zum neuen Album. Mir wurde klar, was das Geile daran ist: Dass es in die Tiefe gehen kann, dass man aber auch mal dumm labern kann, ohne dass ein einzelner Satz aus dem Kontext gerissen wird. Irgendwann war klar: Als nächstes kein neues Buch schreiben – ich habe Bock einen eigenen Podcast zu machen!
Ich möchte mit Leuten reden, die genau das Gefühl von „Weil´s jeden Tag brennt“ kennen. Die selbst brennen und machen, statt nur zu quatschen. Über Themen, die mich bewegen, Tagesaktuelles oder ganz einfach Sachen, die ich mir von der Seele labern möchte. Mal über Feine Sahne schnacken. Es wird persönlich, aber auch politisch. Ich möchte mit Personen ins Gespräch kommen, mit denen ich auch im Alltag sprechen würde. Mit denen ich in der Kneipe reden, lachen und streiten kann. Ich will auch Leute kapieren, die ich manchmal nicht kapiere. Weil sie vielleicht für irgendwas brennen, was ich nicht verstehe. Von hart bis herzlich wird hoffentlich alles an Menschen dabei sein. Dafür stehe ich mit meinen guten/schlechten Ruf.
Jan »Monchi« Gorkow ist Sänger von Feine Sahne Fischfilet, einem gemeinsamen Projekt einer Gruppe von Freunden aus Mecklenburg-Vorpommern, die Bock hatten, was zu machen. Gegen die Lethargie und den oftmals lähmenden Trott in den ländlichen Gebieten ihrer Heimat. Mindestens ebenso wichtig wie die Musik war die politische Haltung: klare Kante gegen rechts und gegen die Tristesse der Provinz. Die nächsten 18 Jahre waren Feine Sahne Fischfilet immer unterwegs, spielten in Jugendzentren, besetzten Häusern, Clubs, auf immer größeren Festivals, nahmen Alben auf, stets auf der Überholspur, unerschrocken und mit maximaler Energie. Sie gründeten mit »Wasted In Jarmen« ihr eigenes Festival, engagierten sich unermüdlich, wurden dabei eher aus Versehen immer erfolgreicher. Ihr letztes Album „Alles glänzt“ veröffentlichte die Band erstmals auf ihrem eigenen Label, landete damit direkt auf Platz drei der Charts, nachdem Monchi davor noch sein erstes Buch »Niemals satt – Über den Hunger aufs Leben und 182 Kilo auf der Waage« veröffentlichte (und damit völlig unerwartet auf Platz 1 der Spiegel Bestseller-Liste landete).
Produktion: Peter Schade
Recording: Hauke Segert