Klassentreffen
Waren Sie mal bei einem Klassentreffen? Bestimmt. Ich war vor ungefähr 30 Jahren mal bei einem. Und jetzt, 50 Jahre nach Schulabschluss, zum ersten Mal wieder. Bei unserer damaligen Schule, einer polytechnischen Oberschule der ehemaligen DDR, haben wir uns getroffen. Von mehreren Seiten und Gassen sind wir zusammengekommen und haben uns schon herzlich begrüßt. Und meine Sorge war, ob ich alle erkenne und vielleicht sogar den Namen weiß. Und es war einfach erstaunlich: Außer einer Frau habe ich alle erkannt und sogar den Namen gewusst. Und bei dieser einen war es, als ich mit ihr geplaudert habe, habe ich die Stimme und die Gesichtszüge erkannt und dann fiel mir auch der Name ein.So ist es ja auch Maria Magdalena ergangen. In einer der beeindruckendsten Ostergeschichten steht sie am Grab und weint um ihren verstorbenen und geliebten Herrn und Meister, um den, der ihr neue Lebensperspektiven gegeben hat und einen Lebensinhalt und ein Ziel. Und genau wie die Jünger hat auch sie nicht verstanden, was er gemeint hat, als er gesagt hat, dass er den Tempel abreißen und nach drei Tagen wieder aufbauen wird. Den Tempel seines Leibes hatte er gemeint. Und jetzt steht sie da und weint und versteht auch nichts, als sie gefragt wird, wen sie denn suche und warum sie weint. Die Frage ist für sie, die in tiefstem Schmerz ist, völlig abstrus. Aber dann wird sie mit Namen angesprochen, wendet sich vom Grab und vom Tod weg und dem, der den Namen gesagt hat, zu und da erkennt sie ihn, Jesus, den Auferstandenen, den, der tot war und nun lebt. Und sie läuft und rennt zu den anderen und verkündet diese unglaubliche Botschaft.Bei unserem Klassentreffen ging es zwischendurch auch um die ehemaligen Mitschüler, die aus schweren Krankheitsgründen absagen mussten und nicht kommen konnten. Und wir haben auch an die gedacht, von denen wir wussten, dass sie schon gestorben sind. Und wir haben uns verabredet, uns nicht erst in Jahrzehnten wieder zu treffen, sondern in zwei Jahren zu unserer Diamantenen Jubelkommunion. Das hatte ich so nicht erwartet und es freut mich umso mehr – wir waren ja nicht nur Klassenkameraden und Mitschüler eines bestimmten Jahrgangs, sondern auch Gotteskinder, die gemeinsam in unseren Dörfern dieses Sakrament empfangen haben.