
Vorsprung durch KI – Realitätscheck für die Rechtsabteilung
17.12.2025 | 28 Min.
In der aktuellen Folge des Legal Tech Verzeichnis Podcast führt LTV Herausgeber Patrick Prior ein Interview mit Evgenij Friederichs-Vaskevic. Er ist Sales Executive bei Wolters Kluwer und ist verantwortlich für Legal Software im DACH Bereich. Beide sprechen zum Thema "Vorsprung durch KI – Realitätscheck für die Rechtsabteilung". Folgende Punkte wurden dabei besprochen: 1. Aktueller Stand von KI in Rechtsabteilungen Rechtsabteilungen beschäftigen sich heute deutlich intensiver mit dem Thema KI als noch vor ein oder zwei Jahren. Während früher viele lediglich fragten, „Was kann eure KI überhaupt?“, existiert inzwischen ein spürbares Grundverständnis für Chancen und Grenzen. Dennoch kommt es weiterhin zu Enttäuschungen, weil generische KI-Modelle wie ChatGPT im juristischen Kontext halluzinieren oder unzuverlässig sind. Deshalb wächst das Bewusstsein, dass es spezialisierte, domänenspezifische KI benötigt, die auf juristische Anforderungen und Daten zugeschnitten ist. 2. Zentrale Use Cases: Vertragsprüfung, Dokumentenrecherche und Audits KI zeigt heute besonders dort Wirkung, wo große Datenmengen und repetitive Aufgaben anfallen. Bei der Vertragsprüfung kann KI Klauseln identifizieren, Verträge vergleichen und Zusammenfassungen erstellen, sodass Juristen sich auf die finale Prüfung konzentrieren können. Auch bei der Recherche in langen Dokumenten liefert KI schnelle Antworten auf juristische Fragestellungen, was insbesondere jungen oder fachfremden Mitarbeitenden hilft. In Contract Audits können hunderte oder tausende Verträge automatisiert nach bestimmten Kriterien analysiert werden, was vorher kaum in der geforderten Zeit leistbar war. Entscheidend bleibt jedoch der „Human in the Loop“, da Juristen die KI-Ergebnisse bewerten und final freigeben. 3. Risiken durch Schatten-KI und die Bedeutung sicherer, spezialisierter Systeme Viele Mitarbeitende nutzen aus Zeitdruck heraus ChatGPT oder ähnliche frei verfügbare Tools – oft ohne offizielle Freigabe und unter erheblichem Risiko für Datenschutz und Vertraulichkeit. Der Podcast betont daher die Notwendigkeit sicherer, europäischer und datenschutzkonformer KI-Systeme, die in die bestehende Rechtssoftware integriert sind. Domänenspezifische KI-Lösungen bieten verlässlicher nachvollziehbare Ergebnisse, da sie nur mit Unternehmens- und Rechtsdaten arbeiten und nicht unkontrolliert Informationen verarbeiten oder speichern. So wird verhindert, dass sensible Daten in externe, unbekannte Modelle gelangen. 4. Veränderungen der juristischen Rolle – KI als Entlastung, nicht als Ersatz KI wird die Arbeit von Unternehmensjuristen spürbar verändern, jedoch nicht kurzfristig ersetzen. Sie übernimmt monotone Tätigkeiten, steigert Effizienz und ermöglicht es Juristen, sich stärker auf komplexe, strategische oder risikorelevante Aufgaben zu konzentrieren. Gleichzeitig macht der Einsatz moderner Technologien die Rechtsabteilung attraktiver für Nachwuchskräfte, die nicht mehr mit Excel-Tabellen und manuellen Workflows arbeiten wollen. KI kann zudem dazu führen, dass Rechtsabteilungen weniger externe Kanzleien benötigen, weil sie intern eine breitere fachliche Abdeckung erreichen. 5. Voraussetzungen für erfolgreichen KI-Einsatz und Ausblick auf zukünftige Entwicklung Ein zentrales Fazit ist, dass KI nie ohne eine solide Grundlage funktioniert: strukturierte Daten, klare Prozesse und eine funktionierende Basissoftware sind unverzichtbar. Erst dann kann KI zuverlässig arbeiten und Fehler wie Halluzinationen vermeiden. Blickt man in die Zukunft, arbeiten Anbieter bereits an KI-Systemen, die plattformübergreifend funktionieren und komplexe Aufgaben wie KPI-Analysen, Prognosen oder automatische Vorbereitungen juristischer Antworten übernehmen können. Ziel ist, dass KI nicht nur reagiert, sondern proaktiv Informationen bereitstellt – ein großer Schritt hin zur strategisch denkenden, datengetriebenen Rechtsabteilung.

Die Dreiteilung des Anwaltsberufs in der Post-KI-Ära
28.11.2025 | 29 Min.
In der aktuellen Folge des Legal Tech Verzeichnis Podcast führt LTV Herausgeber Patrick Prior ein spannendes Interview mit Ioannis Martinis. Er ist Head of Innovation & Legal Tech bei Coop Rechtsschutz AG, Studiengangsleiter CAS Legal Tech an der HWZ Zürich und Lehrbeauftragter der Universität St.Gallen. Beide tauschen sich über das Thema "Die Dreiteilung des Anwaltsberufs in der Post-KI-Ära" aus. Folgende Punkte wurden dabei besprochen: 1. Die Post-KI-Ära Die Rechtsbranche bewegt sich in eine Phase, in der KI selbstverständlich in allen Systemen integriert ist. Der aktuelle KI-Hype wird einer langfristigen, schrittweisen Transformation weichen. 2. Die Trifurkation der Rechtsbranche Laut Ioannis Martinis wird sich die juristische Profession in drei zentrale Rollen aufteilen: Legal Engineer, Strategic Legal Advisor und Legal Validator – jede mit klar unterschiedlichen Aufgaben und Zukunftsperspektiven. 3. Das Ende des klassischen Generalistenanwalts Der traditionelle Generalist wird langfristig verschwinden, weil KI zwar viel liefert, aber Expert:innen weiterhin benötigt werden, um komplexe Inhalte korrekt zu prüfen und zu validieren. 4. KI als Chance und Risiko für den Zugang zum Recht KI verbessert den Zugang zu Basiswissen und einfachen Rechtsfragen, führt aber gleichzeitig zu einer stärkeren Zweiteilung zwischen Personen, die sich hochwertige Beratung leisten können, und solchen, die auf Self-Service-Lösungen angewiesen sind. 5. Notwendige Reform der juristischen Ausbildung und Modernisierung der Justiz Jurastudium und Weiterbildung müssen sich grundlegend an neue Rollen und KI-gestützte Arbeitsweisen anpassen. Gleichzeitig wird KI in der Justiz unvermeidlich werden, um massive Rückstände und Verfahrensverzögerungen zu reduzieren.

Neue Geschäftsmodelle für Kanzleien
20.11.2025 | 34 Min.
In der aktuellen Folge des Legal Tech Verzeichnis Podcast führt LTV Herausgeber Patrick Prior ein Interview mit dem Patentanwalt und Unternehmer Johannes Ernicke. Folgende Punkte wurden dabei besprochen: 1. Effizienzfalle im Anwaltsmarkt KI macht viele Standardleistungen (z.B. Markenanmeldungen) effizienter, aber wenn Kanzleien nur „schneller und billiger“ werden, geraten sie in Preisdruck – Mandanten erwarten dann niedrigere Fixpreise, Margen schrumpfen. 2. Neue Geschäftsmodelle rund um Marken & Patente Statt nur die formale Anmeldung abzuwickeln, sollten Kanzleien vorgelagerte und nachgelagerte Leistungen anbieten (KI-gestützte Selbstchecks, erste Einschätzungen, Recherchen, Strukturierung von Waren- / Dienstleistungsverzeichnissen), also ganze Pakete statt einzelner Akte. 3. Patentüberwachung als Wachstumsfeld Unternehmen müssen nicht nur eigene Erfindungen schützen, sondern auch fremde Patente überwachen (Freedom-to-Operate). Durch Massenzunahme von Patenten (v.a. Großkonzerne, China) ist manuell kaum noch zu bewältigen – genau hier entsteht neuer Beratungs- und Servicebedarf. 4. KI als kuratierte Experten-KI statt „einfach ChatGPT“ Vorteil der Freiberufler (Patentanwälte, Rechtsanwälte etc.) liegt darin, KI-Systeme fachlich zu „kontextengineeren“ (zuverlässige Recherchen, sinnvolle Fragen, Human-in-the-Loop) und dem Mandanten vertrauenswürdige, gefilterte Ergebnisse zu liefern statt bloßer Roh-KI-Ausgabe. 5. Wettbewerb Inhouse vs. externe Kanzlei in der KI-Zukunft Sowohl interne Patent-/Rechtsabteilungen als auch externe Kanzleien werden durch KI leistungsfähiger. Wer gewinnt, ist derjenige, der näher an den tatsächlichen Geschäftsproblemen ist und mit KI skalierbare, hochwertige Services bietet – nicht zwingend der Billigste, sondern der bessere Dienstleister.

KI-Tools in Rechtsabteilungen
11.11.2025 | 34 Min.
In der aktuellen Folge des Legal Tech Verzeichnis Podcast führt LTV Herausgeber Patrick Prior ein Interview mit Maximilian Berger, Legal Counsel bei der DEKRA, zum Thema "KI-Tools in Rechtsabteilungen". Folgende Punkte wurden dabei besprochen: 1. Praktischer Einsatz von KI in der Rechtsabteilung Maximilian Berger berichtet, wie DEKRA ChatGPT nutzt, um NDAs (Geheimhaltungsvereinbarungen) automatisch zu prüfen und zu analysieren – ein früher Anwendungsfall, der viel Routinearbeit spart. 2. Effizienzsteigerung und Genauigkeit Durch strukturiertes Prompting und die Verwendung von JSON-Format zur Datenausgabe konnte DEKRA Halluzinationen reduzieren und eine hohe Prüfgenauigkeit erreichen. → Ergebnis: etwa 50 % Zeitersparnis bei der Vertragsprüfung. 3. Technische und organisatorische Umsetzung Die Einführung erfolgte über Workshops mit Juristen, Führungskräften und Sachbearbeitern. Dabei wurden klare Kriterien und Prozesse für KI-gestützte Prüfungen definiert. 4. Zukünftige Anwendungsszenarien DEKRA plant, das System auf weitere Dokumentarten auszuweiten – z. B. Code of Conducts und Datenschutz-Verträge (AVVs) – und langfristig vollautomatisierte Workflows für Vertragsprüfungen zu etablieren. 5. Blick in die Zukunft der Rechtsarbeit Berger sieht KI nicht als Ersatz, sondern als Werkzeug zur Entlastung von Routineaufgaben. Anwälte sollen sich stärker auf Beratung, Verhandlungen und strategische Aufgaben konzentrieren, während KI repetitive Arbeiten übernimmt.

Die Veränderung der Rechtsbranche durch KI
28.10.2025 | 25 Min.
In der aktuellen Folge des Legal Tech Verzeichnis Podcast interviewt LTV Herausgeber Patrick Prior die Rechtsanwältin und Lead Innovation & Legal Tech bei CMS Zürich, Roxana Sharifi, zum Thema "Die Veränderung der Rechtsbranche durch KI". Folgende Punkte wurden dabei besprochen: 1. Aktueller Stand der KI Künstliche Intelligenz befindet sich derzeit auf der Stufe der Narrow Intelligence – sie kann spezialisierte Aufgaben erledigen, aber nicht selbstständig denken oder lernen. General oder Super Intelligence sind noch Zukunftsvisionen. 2. Einsatz in der Rechtsbranche In großen Kanzleien wird KI bereits eingesetzt – etwa für Dokumentenerstellung, Zeiterfassung und Datenanalyse. Die Nutzung wächst, besonders wenn der konkrete Nutzen gezeigt wird. 3. Entwicklung bis 2030 Es wird erwartet, dass KI-Systeme zunehmend eigenständig („agentisch“) arbeiten – also selbst Teilschritte planen und durchführen. Routineaufgaben werden stark automatisiert, während komplexe juristische Arbeit menschlich bleibt. 4. Veränderung der Geschäftsmodelle Durch Automatisierung werden neue Preismodelle entstehen – etwa Pauschal- oder Value-Based-Ansätze für standardisierte Aufgaben, während strategische Beratungen weiterhin individuell vergütet bleiben. 5. Wandel der juristischen Rollen Juristinnen und Juristen werden stärker zu Prüfern und Supervisorn von KI-Ergebnissen. Kritisches Denken und Verständnis der KI-Funktionsweise werden zentrale Kompetenzen der Zukunft.



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