Weltstar-DJ und Musikproduzent Paul van Dyk im Gespräch mit Antje Riis
Samstagnachmittag im Berliner "Strandbad Grünau", bestes Sommerwetter, gut gelaunte Menschen. In der S-Bahn treffe ich ein Paar Ende 40, die extra aus Essen angereist sind, um ihn zu sehen: Paul van Dyk, einen der weltweit erfolgreichsten DJs und Musik-Produzenten: Millionen Tonträger verkauft, unzählige Preise gewonnen, er war für den Grammy nominiert und hat Remixe für Depeche Mode, Madonna oder Justin Timberlake produziert.
Paul erzählt vom Aufwachsen in Eisenhüttenstadt, seine Schulzeit in Ost-Berlin, wo er schon früh erlebte, wie perfide das SED-Regime Druck ausübt. Er kommt schließlich auf das Radar der Stasi, die Repressalien nehmen nochmal zu, nach seine Mutter und er einen Ausreiseantragaus der DDR stellen. 1989 wird schließlich die Ausreise aus der DDR genehmigt, nur acht Tage später fällt die Mauer....In der DDR noch eine Lehre zum Nachrichtentechniker begonnen, macht er nach dem Mauerfall eine Tischlerlehre und taucht in die neue Elektro-Musikszene Berlins ein.
1991 legt Paul zum ersten Mal als DJ auf, u.a. im legendären Club „Tresor“. Er macht sich schnell einen Namen, so dass er bereits Anfang der Neunziger Jahre Resident-DJ in einem New Yorker Club wird.
Paul reist fortan quasi permanent um den Globus, fliegt von einem Erfolg zum nächsten – bis er 2016 bei einem schweren Bühnenunfall verunglückt, bei dem sein Leben an einem seidenen Faden hängt.
Wie es ihm heute geht, was in seiner Stasiakte steht und was ihn am gängigen Blick auf den Osten nervt, darüber haben wir vor seinem Gig in Berlin gesprochen.
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Antje Riis- Meine Geschichten aus einem verschwundenen Land, Miss-Leipzig-Wahl 1989+1990
1989 im Alter von 18 Jahren lese ich einen Aufruf zur Teilnahme an der ersten großen Miss-Wahl in Leipzig, die im Mai auf dem Leipziger Messegelände stattfinden soll. Die Vorauswahl findet im Leipziger "Haus Auensee" statt, eine Abendveranstaltung mit Publikum und großem Laufsteg von der Bühne in den Saal, dort, wo sonst meine Lieblingsbands spielen. Ich schaffe es in die Top 15 und bin für das Finale qualifiziert. Welchen Siegerpreis die Gewinnerin erwartet hat, was ich mir von der Miss-Wahl erhofft habe, ob es in Erfüllung ging und was mir mit meiner Teilnahme noch geschenkt wurde, erfahrt ihr heute. Außerdem erzähle ich, warum ich ein dreiviertel Jahr später, nun nach dem Mauerfall, mich nochmal zur Miss-Leipzig-Wahl gestellt habe, wie sehr sich der Wettbewerb 1989 in der DDR in dieser kurzen Zeit mitten in der Wendezeit 1990 verändert hat, was das mit 50 Schachteln Pralinen zu tun hat und in welchem Skandal diese Veranstaltung schließlich endete.
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22:55
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Feeling B., Musikdoku "Flüstern+Schreien", Bestsellerautor: Rammstein-Keyboarder Flake Lorenz im Gespräch mit Antje Riis
1988 ist mir Flake zum ersten Mal in der vielleicht wichtigsten Musik-Kino-Doku der DDR, in „Flüstern und Schreien“ begegnet, als Bandmitglied von Feeling B. Dort fiel er mit seinen kongenialen Dialogen mit Bandkollegen, Gitarrist Paul Landers auf, wie zum Beispiel der Erklärung, wie sie einen Song schreiben, was ich sehr lustig fand.
Flake über sein Aufwachsen im Prenzlauer Berg, seine Musik-Erweckung, die Zeit bei Feeling B., warum sie in der Musik-Kino-Doku „Flüstern und Schreien“ nur durch Zufall als Ersatz dabei waren, wie dick seine Stasi-Akte ist, warum ihm der Weg, Chirurg zu werden, versperrt blieb.
Weiterhin sprechen wir darüber, wie er die letzte Monate der DDR erlebt hat, wie er vom Tod des Feeling B.-Sängers Aljosha Rompe überrascht wurde und was er ihm zu verdanken hat, wie Flake heute auf die DDR blickt und wo er die Ungleichheit von Ost und West heute noch ungerecht findet.
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1:42:05
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Chicorée, Die Zöllner, Kinodoku "Flüstern und Schreien": Dirk Zöllner im Gespräch mit Antje Riis
Gerade war ich bei ihm zum Konzert, bei den "Balladen aus dem Land vor unserer Zeit"- es war ein fantastischer Abend und der Erfolg ist verdient. Dirk Zöllner stand schon lange auf meiner Gästeliste, das Konzert hat die Einladung beschleunigt.
Er war und ist seit Mitte der 80er Jahre der charismatische Frontmann u.a. der Bands Chicoree und Die Zöllner. Wir sprechen darüber, wie ihn das Aufwachsen in der Nähe der in Berlin-Karlshort stationierten Sowjetarmee prägte, warum er eine Ausbildung zum Betonwerker absolvierte und bester Lehrling wurde, was er in der NVA-Zeit erlebte und wie es für ihn war, dass wir in der vielleicht wichtigsten DDR-Musik-Doku „Flüstern und Schreien“ die Trennung seiner Band Chicoree mitverfolgen konnten.
Weiterhin erzählt Dirk, wie Stasi-Leute im Umfeld der Band auftauchten, was er mit der Trockenhaube von James Browns Frisur bei dessen DDR-Konzert 1988 zu tun hatte und warum seine Band Die Zöllner nach dem Mauerfall durchstartete.
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1:24:37
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Antje Riis- Meine Geschichten aus einem verschwundenen Land, Teil 1
In meiner Folge vom 9. November, die noch hörbar ist, habe ich euch mit nach Leipzig, in die Tagesbar „Boulevard Club“ mitgenommen, meine erste Arbeitsstelle nach meiner Ausbildung. Dieser Schauplatz spielt auch in der heutigen Folge eine Rolle, wenn auch einige Jahre früher. Denn hier war der Umschlagplatz für westdeutsche Messegäste während der internationalen Leipziger Messe, die zu DDR-Zeiten zweimal im Jahr, im Frühjahr und im Herbst stattfand.
Auch wir hatten ab Mitte der 80er Jahre zweimal im Jahr Messegäste aus der BRD zu Gast zu Hause. Was ich mit ihnen als Kind und Teenager erlebt habe und was das mit dem sogenannten PA-Schulunterricht zu tun hat, erzähle ich hier.. Viel Spaß beim Hören.
Über Born in the GDR: Geschichte(n) aus einem verschwundenen Land
Wie war die DDR: Grau, stinkend und menschenverachtend? Geprägt von Menschlichkeit, Gleichberechtigung und kollektivem Miteinander? Viele Geschichten aus dem Osten sind noch zu erzählen, müssen erzählt werden. Antje Riis will sie in diesem Podcast einfangen und festhalten. Ihre Gäste haben die DDR erlebt und erzählen von ihren Erlebnissen und Erfahrungen vor und nach dem Mauerfall, wie sich das Leben für sie bis heute entwickelt und was sie sich für dich Zukunft wünschen.
Über die Gastgeberin: Antje Riis wurde in der DDR, in Leipzig, geboren. Ihr erster Beruf ist "Facharbeiter Kellner", zu dem sie sich im legendären Hotel Merkur Leipzig (heute Westin) ausbilden ließ. Zehn Jahre später fing sie an redaktionell fürs TV zu arbeiten, wo sie für Talkshows wie Schreinemakers oder Johannes B. Kerner Prominente, Politiker, Autoren und Experten interviewte. Schon dort hatte Riis ein besonderes Interesse für die "Ostgeschichten" der Gäste, weil sie zu wenig nachgefragt wurden und werden.
Antje Riis auf Instagram und Facebook: @born_in_the_gdr
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