Badlands-Sieg aus dem Ruhrpott
Badlands-Sieg aus dem Ruhrpott - In dieser RocksterTV-Pottcast-Folge geht’s um Schotter, Ehrlichkeit und dicke Beine. Gast: Rick Steffen, 33, Feuerwehrmann aus Mülheim. Der Mann, der 2025 die Badlands gewonnen hat. Kein Blabla, kein Heldensprech. Einfach machen – und liefern.
Was heißt Badlands? Rund 815 Kilometer, ungefähr 15.000 Höhenmeter, unsupported. Du bekommst den Track, fährst ihn ab, ein Tracker zeigt, wo du hängst. Hilfe von außen? Fehlanzeige. Wer nach vorne will, spart sich den Schlaf. Klingt hart? Ist es. Deshalb muss alles sitzen: Tempo, Pausen, Futter, Material, Kopf.
Rick kommt nicht aus einem Profi-Stall. Er fährt seit der Schulzeit Rad, erst Marathon-MTB, später wurde es länger. 24-Stunden-Rennen waren der Türöffner. Duisburg 24 hat ihn geprägt: einmal solo gewonnen, einmal Zweiter, noch mal gewonnen. Parallel das Training hochgezogen: strikter Plan, Mallorca-Kilometer als Guide, danach Intervalle mit Trainer. Feiern? Eher selten. Bock auf Fortschritt? Immer.
2024 lief’s schief. Nach etwa acht Stunden in der Gorafe-Wüste weggerutscht. Bike lädiert, Rennen aus. Finanziell, mental, alles tut weh. Ein paar Wochen Lustloch, dann wieder aufgeräumt, neu sortiert, weitergemacht. 2025 startet er fokussiert: nicht überdrehen, sauber fahren, klar bleiben. Am Ende steht eine Zielzeit von rund 36 Stunden. Ergebnis: ganz oben.
Ernährung ohne Romantik: Maltodextrin + Fruktose in PET-Flaschen, etwa 2,2 Kilo Pulver für die ersten 300–400 Kilometer. Danach das, was der Kiosk hergibt: Cola, Weißbrot, Riegel, Donuts. Leicht verdaulich, schnell verfügbar, null Gourmet – aber der Motor läuft.
Sein Setup? ROSE Backroad FF mit Aerobars. Schnell auf Asphalt, flink genug im Geröll. Rahmentasche von Cyclite, Trinkblase (ca. 3 L, Apidura), Windweste, Jacke, Armlinge, Akkubank, Gels. Hygiene für den Sattelbereich: Pflicht. Maxxis Reaver 45 als Reifen, Bike Ahead Laufräder. Antrieb: SRAM Transmission mit 40er Blatt. Viel Bandbreite, keine Ausreden.
Pannen gab’s auch. Bei Kilometer 80 der erste Platten. Milch dichtet, dann Plug. Hält bis 450. Nachts fällt er raus, nächster Plug rein. Später noch mal. Für die letzten 150 Kilometer kommt die dicke Tubeless-Salami. Hält. Der Rest: läuft.
Die Schlüsselstelle? Der vorletzte Anstieg, ungefähr 450 Höhenmeter. Führung im Nacken, Verfolger im Kopf. Nicht einknicken, nicht verträumen. Hammern. Im Ziel ist der Akku leer. Realisiert hat er’s erst am zweiten Tag. Die erste Nacht schläft man eh schlecht: Herz pumpt noch, Körper arbeitet nach. Dann kommt die Freude. Verdient.
Woher kommt die Härte? Ruhrpott-Standardprogramm: als Kind draußen, Rampen bauen, immer in Bewegung. Später Verein, MSV Steele, Runden um den Baldeneysee. Nichts Glamour, viel Praxis. Genau so klingt auch das Gespräch: klar, direkt, ohne Schleifchen.
Und jetzt Heimatprogramm: Gravel Ground an der Zeche Ewald, 25.–27.09.2025. Rick ist am Samstag vor Ort. Vormittags bis mittags. Danach Familie, klar. Kein Race, kein Showrennen. Quatschen, rollen, Leute treffen. Wer Bock hat, spricht ihn an. So läuft das hier.
Was bleibt? Handwerk auf höchstem Level. Striktes Training. Klare Strategie. Sauberes Setup. Nüchternes Essen. Und der Wille, 36 Stunden lang Fehler zu vermeiden. So gewinnst du Badlands – nicht mit Mythen, sondern mit Substanz.
Diese Episode ist für alle, die Schotter lieben. Für die, die Ultra spannend finden. Für Neulinge und Kilometerfresser. Du bekommst Einblicke, die funktionieren – auf Halden, im Wald, in der Wüste. Ruhrpott-Style: nicht schnacken, machen.
Kopfhörer an. Play drücken. Mitnehmen, was taugt. Dann raus aufs Rad. Und wenn’s nur ’ne Feierabendrunde ist: Hauptsache rollen.
Noch ein Wort zum Setup-Nerdtum: Rick erklärt, warum Aerobars im Gravel Sinn machen, wann Komfort wichtiger ist als Aero, wieso eine 40er-Entfaltung mit 10–52 hinten im Gebirge den Tag rettet, und weshalb Hygiene-Stopps am Ende schneller sind als „Durchziehen bis es brennt“. Außerdem: Wie man Plugs staffelt, warum Ersatzschlauch