Eine Frau wartet auf ihren Mann, zwanzig Jahre war er im Krieg und auf Irrfahrten. Als er, in der Verkleidung eines greisen Bettlers, zurückkehrt, ist die Frau von Freiern belagert, nur durch List hat sie sich deren Drängen entzogen. Die Rache des Mannes ist blutig. Gabriel Faurés einzige Oper stellte 1913 die wartende Frau in den Mittelpunkt: „Pénélope“ fokussiert, in klassischer Formvollendung, ihre inneren Zustände. In der Erstaufführung an der Bayerischen Staatsoper zeigt die Regisseurin Andrea Breth das Warten der Pénélope in der Monotonie alltäglicher Rituale.
Autor und Sprecher: Holger Noltze
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15:16
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AUDIOFEATURE zu DON GIOVANNI
Don Giovanni – ein Urbild toxischer Männlichkeit. Das Stück beginnt mit einem Mord und endet (fast) mit einer Höllenfahrt. Für Generalmusikdirektor Vladimir Jurowski ist es die „üppigste, effektvollste, theatralisch wirksamste“ von Mozarts epochalen drei Opern auf Texte von Lorenzo Da Ponte. In seiner neuen Produktion von Mozarts „Oper aller Opern“ wagt Regisseur David Hermann ein kühnes Experiment: Was, wenn der notorische Frauen-Verführer und -Betrüger von einer Frau kontrolliert würde? – Auf jeden Fall kommen die Gewissheiten über den Helden – oder Antihelden – ins Wanken.
Autor und Sprecher: Holger Noltze
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14:01
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AUDIOFEATURE zu CAVALLERIA RUSTICANA / PAGLIACCI
Zwei süditalienische Eifersuchtsdramen unter „normalen“ Leuten: „Cavalleria rusticana“ und „Pagliacci“ mischten 1890 und 1892 den Opernbetrieb auf. Schnelle, starke Stücke mit katastrophalem Ausgang und unwiderstehlich aufwühlender Musik. In München erzählt der italienische Regisseur Francesco Micheli die beiden Klassiker des Verismo als Fortsetzungsgeschichte in den 1960er Jahren: das Drama des Turiddu, der unter neuem Namen als Gastarbeiter nach München kommt. Daniele Rustioni dirigiert, auf der Bühne sorgt eine starke Besetzung für vokale Power.
Autor und Sprecher: Holger Noltze
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14:21
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AUDIOFEATURE zu Káťa Kabanová
Auf den ersten Blick scheint es die Allerweltsgeschichte eines Ehebruchs zu sein: Die junge Káťa, verheiratet in eine toxische Familie, mit einem trunksüchtigen schwachen Mann und einer herrschsüchtigen Schwiegermutter, lässt sich mit dem jungen Boris ein. Sie weiß, es wird nicht gut ausgehen, und es geht nicht gut aus. – Leoš Janáček formte aus Alexander Ostrowskis Drama „Gewitter“ einen hochkonzentrierten Opern-Thriller mit einer faszinierend rätselhaften Titelheldin: An der Bayerischen Staatsoper forscht der polnische Regisseur Krzysztof Warlikowski nach den dunklen Gründen der Seele dieser Káťa, von der Janáček sagte: „Sie verschwindet, wenn man nur an sie denkt.“
Autor und Sprecher: Holger Noltze
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12:40
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AUDIOFEATURE zu DIE LIEBE DER DANAE
Götterchef Jupiter, noch einmal auf Liebesabenteuer. Doch diesmal geht es schief. Gegen alles Gold der Welt und das Versprechen auf göttliche Gegenwart wählt die schöne Danae den Eseltreiber Midas, den Jupiter bloß als Werkzeug benutzen wollte. Und Richard Strauss komponiert, während in Europa der Zweite Weltkrieg tobt, eine „heitere Mythologie“, die sich um altphilologische Korrektheit wenig schert und die ihm am Ende zum großen Abschiedsgesang gerät. Claus Guth inszeniert, Sebastian Weigle dirigiert Straussʼ (vor-)letzte Oper an der Bayerischen Staatsoper, erstmals wieder seit 1988.
Autor und Sprecher: Holger Noltze
Betreuung: Saskia Kruse
Gleich vorweg: Die Komplexität einer abendfüllenden Oper passt natürlich nicht in ein 15-minütiges Audiofeature. Aber die Lust darauf, den Abend in der Oper zu verbringen vielleicht schon. Der Musikjournalist Holger Noltze, Professor für Musik und Medien an der TU Dortmund, kreiert eine maßgeschneiderte Audioreihe zu den diesjährigen Premieren. Immer ab dem jeweiligen Premierentag ist das Feature online abzurufen. Dort wird es neben den Stückbasics – Handlung, Rezeption, Komposition und Libretto – auch um die Münchner Besonderheiten der Inszenierung gehen. Neben Stimmen aus der Produktion wird vor allem eine Akteurin zu hören sein: Die Musik. Und zwar nicht nur im Hintergrund oder als Nebenbei, sondern als das, was alles zusammenhält. Die Grenzen werden fließend: Information, starke Stimmen und Audiokunst.